Wie alles begann

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Erinnerungen der ersten Dornier-Stipendiatin – Frau Dr. Mavi Schellenberg

Erinnerungen der ersten Dornier-Stipendiatin – Frau Dr. Mavi Schellenberg

Dass das Leben viele Überraschungen und Herausforderungen bereithält, habe ich als junger Mensch erfahren müssen – und dürfen. 

Die Sonne Kaliforniens

Als Tochter einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters begann das Leben bereits turbulent, die Sonne Kaliforniens überschattet durch einen gewalttätigen Vater, die Anstrengung einer alleinerziehenden Mutter und die Erkenntnis, dass selbst in einer so großen Industrienation wie Amerika auch eine große Armut herrschen kann. 


Ein neuer Lebensabschnitt und eine besiegte Krankheit

Als ich 12 Jahre alt war, flohen wir (meine Mutter, Schwester und ich) nach Deutschland, unser Hab und Gut in 9 Koffern verpackt, und es begann ein neuer Lebensabschnitt. Die Tücken einer solchen kulturellen Umstellung waren größer als erwartet – das Erlernen der deutschen Sprache war nur ein Element davon. 

Und dann: ein Jahr nach unserer Ankunft in Deutschland erkrankte ich an Leukämie. Die notwendigen Therapien brachten mich an die Grenzen des körperlichen und seelischen Leids – jedoch zur Belohnung kam ich mit dem Leben davon. Und noch mehr! 


Neugierig und wissbegierig

Nach der Rückkehr aus der Isolation war mein Anspruch an das Leben verändert, nicht zuletzt auch mein Anspruch an die Menschen um mich herum. 

Ich bin neugierig – und wissbegierig – und hatte mich im Laufe meiner bisherigen schulischen Laufbahn sowohl in Amerika, als auch in Deutschland damit abgefunden, dass diese Eigenschaften zum Einen von Lehrern nicht unterstützt, zum Anderen von Mitschülern nicht als positiv angesehen werden. 


Stipendiaten gesucht

Nun war ich aber unzufrieden damit, und somit blieb mein Blick zum ersten Mal an einer Anzeige der Schule Schloss Salem in der „ZEIT“ hängen: Stipendiaten gesucht. Ich hatte noch nie von Salem gehört, noch weniger war mir der Gedanke eines Internats in den Sinn gekommen. 

Aber es war etwas in mir in Bewegung geraten – und diese Bewegung mündete in eine Bewerbung. Und siehe da: Ich wurde eingeladen! Und siehe da: Ich erhielt ein Theodor-Heuss-Stipendium! Die Entscheidung für das Internatsleben, im Speziellen auch für Salem, fiel sehr bewusst. Ich wollte eine inspirierende und lernfreudige Umgebung erfahren. 

Die finanzielle Hürde blieb jedoch bestehen. Denn trotz des erreichten Stipendiums blieb ein beträchtliches Schulgeld übrig, welches jegliche finanzielle Mittel meiner Mutter überstieg. Dass ich dennoch aufgenommen werden konnte, lag an dem Engagement der Schule Salem und der Mobilisierung weiterer privat gespendeter Summen. 


Die Geburtsstunde der Esther und Silvius Dornier Stiftung

Jedoch: ganz zufriedenstellend war diese Lösung nicht. Eines Tages trat der ehemalige Direktor der Schule Salem, Dr. Bernhard Bueb, an mich heran mit einer Bitte. Es gäbe da einen netten, engagierten älteren Herren, der die Gründung einer Stiftung im Sinn hätte, und ob ich ihm etwas über das Internatsleben und meine Person erzählen möge. 

Aber natürlich! Und so kam es, dass eines Tages ein (tatsächlich netter) älterer Herr in meinem Internatszimmer stand. Ich kochte mein bestes Cappuccino-Pulver auf und begann zu erzählen. 


Zur ersten Stipendiatin auserkoren

Dies war rückwirkend wohl die Geburtsstunde der Esther und Silvius Dornier Stiftung. Jedenfalls erhielt ich kurz darauf die Nachricht (unverhofft!) zur ersten Stipendiatin auserkoren zu sein! Seither ist unglaublich viel geschehen – mit mir und mit der Stiftung. Heute bin ich passionierte Ärztin, und die Stiftung umfasst mittlerweile 310 Stipendiatinnen und Stipendiaten unterschiedlichster Herkunft und Interessen. 

Ich bin sehr stolz, Teil dieser Geschichte zu sein und freue mich immens bei deren Gestaltung weiterhin mitwirken zu können – heute aus der anderen Perspektive –um so zahlreiche begabte Kinder und Jugendliche unterstützen zu können.

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